§8
Die Kunst ist nicht berufen, den Kampf, den Widerspruch, welcher in unseren Verhältnissen liegt, zu lösen: Bildung und Bildungslosigkeit, Besiß und Besißlosigkeit, diese Gegensätze, die auch den vorliegenden Romanen zu Grunde zu liegen scheinen, müssen, wenn sie nicht verrückt, ja entweiht werden sollen, ganz und gar der Kritik anheimfallen. Die Kunst strebt am Ende immer nach sentimentaler Versöhnung: die Heirath des reichen Mannes mit der armen, fromm-gewordenen Hure, die Erbschaft, die der arme Schlucker macht, oder das Schaffot, oder der Selbstmord, oder das Gefängniß, oder Amerika, wohin der entsprungene Verbrecher flieht, um Biedermann zu werden: das sind die Antworten, welche die Kunst für die Räthsel der Zeit in Bereitschaft hat. Es kann und darf ihr nicht gelingen, die wahrhafte Auflösung dieser Räthsel zu geben.
[Notes for §8 here]